Literarischer Spaziergang Badenweiler mit Rolf Langendörfer
Veranstaltungsdetails
Der Blick auf die Vogesen war einer der Gründe für René Schickele (1883 – 1940), sich in der Kanderner Straße sein Haus bauen zu lassen. Das kleine Haus der eingefleischten Junggesellin Annette Kolb (1870 – 1967) entstand daneben. „Das Erbe am Rhein“, die große Roman-Trilogie René Schickeles, entstand hier. Seine Nachbarin Annette Kolb mühte sich mit „Daphne Herbst“ und „Die Schaukel“ ab.
Der Verfasser des „Struwwelpeter“, der Arzt Heinrich Hoffmann (1809 – 1894), widmet dem Heilbad eine eigene Abteilung in der Gedichtsammlung „Auf heiteren Pfaden“. „Das Badenweiler Meisterstück“, „Der Badepöbel“ und „Den Badenweiler Eseln“ zeigen den Satiriker ebenso wie der „Badeort Salzloch“.
Hermann Hesse (1877 – 1962) schrieb sich am 3. Juli 1909 in das Gästebuch der Villa Hedwig ein. Diesem Haus und seinem Arzt Dr. Albert Fraenkel (1864 – 1938) widmete er die Studie „Haus zum Frieden“. Im Brief an seinen Vater berichtete er von der „raffiniert humanen Kur“.
Karl Jaspers (1883 – 1969) erhielt von dem außergewöhnlichen Arzt entscheidende Impulse für das Leben mit seiner chronischen Erkrankung. Fraenkel habe ihn gelehrt, „gesund zu sein, wenn man krank ist“. Eine lebenslange Freundschaft entstand aus der ersten Begegnung im April 1901 in der Villa Hedwig.
Fraenkel behandelte auch den im Sommer 1900 sterbenskrank nach Badenweiler gekommenen jungen Stephen Crane (1871 – 1900), dem er aber nicht mehr helfen konnte. Crane gilt als Begründer des amerikanischen Naturalismus. In seinen Fieberphantasien erlebt er den Schiffbruch nach, von dem er in „Das offene Boot“ erzählt.
Gabriele Wohmann (1932 - 2015) ließ sich im Parkhotel zu „Frühherbst in Badenweiler“ (1978) anregen. Der Literaturkritiker Hans Mayer nannte es „ein merkwürdiges und lesenswertes Buch“, in dem „Badenweiler auch mehr als Badenweiler“ ist.
Elisabeth Walter (1897 – 1956) ließ sich von Selma Lagerlöf (Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen) inspirieren und schrieb mit „Abenteuerliche Reise des kleinen Schmiedledick mit den Zigeunern“ d a s badische Lesebuch. Die Seiten über Badenweiler zeugen von der genauen Ortskenntnis der Verfasserin. Im Jahre 1929 war sie Patientin im damaligen Friedrich-Hilda-Genesungsheim.
Christine Brückner (1921 – 1996) heilte, mitten in der Arbeit an „Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“, hier ihre gebrochene rechte Hand aus.
Justinus Kerner (1786 – 1862) erinnert sich an seine Aufenthalte hier: „Sei mir gegrüßet, Badenweilers Au! Ein Stück Italiens auf deutschem Grund“. Im Gedicht „Ade von Badenweiler“ setzt er sich mit seiner zunehmenden Erblindung auseinander.
Hermann Broch (1886 – 1951) schildert in „Die Schlafwandler“ eine Anfahrt mit dem „Bähnle“ vor 1914: „Die Lokomotive war so kurzatmig, dass man ihr gerne einige Haften am Halse geöffnet hätte.... Als sie hielt, grüßten Bäume freundlicher denn je ...“.
Vom Sommer 1819 in Badenweiler berichtet die elsässische Erzählerin Margaretha Spörlin (1800 – 1882). Damals mussten Gäste noch ihr eigenes Bettzeug in die (alte) „Sonne“ mitbringen! Ihr Buch „Vater Jung-Stilling“ könnte man als Protokoll eines ersten Literarischen Kolloquiums in Badenweiler bezeichnen! Eselsmilch wurde zu dieser Zeit von Lungenkranken geschätzt, die junge Autorin liebte die Ausritte auf dem Esel des alten Friedli, ihrem „Eselstreiber“.
Elly Heuss-Knapp (1881 – 1952) war durch ihre Aufenthalte in der Villa Hedwig und später im Schloss Hausbaden eng mit Badenweiler verbunden. Das Vertrauen in ihre Ärzte, Dr. Albert Fraenkel und später Dr. Albert Heineke, war einer der Gründe dafür. Hier sind ihre Erinnerungen „Ausblick vom Münsterturm“ (1934) entstanden. Die erste Erzählung in „Schmale Wege“ hat mit einem Spaziergang vom Schloss Hausbaden aus im Frühjahr 1946 zu tun.
Ingeborg Hecht (1921 – 2011) lebte 1947 – 1954 in Niederweiler, gestaltete aber auch noch danach das kulturelle Leben im Heilbad mit. „Wie könnt’ ich Badenweiler je vergessen ...Von Künstlern, Katzen und kurenden
Leuten“ ist der Titel ihrer Erinnerungen. Als Zeitzeugin vermittelte sie in „Als unsichtbare Mauern wuchsen – Eine deutsche Familie unter den Nürnberger Rassegesetzen“ (1984) vor allem jungen Menschen einen Einblick in die persönlichen und menschlichen Seiten der Judenverfolgung. Welche Begegnungen diesem Buch folgten, ist in „Von der Heilsamkeit des Erinnerns“ (1991) zu lesen.
In der Hoffnung auf Heilung von seiner Tuberkulose kam der Arzt und Autor Anton Tschechow (1860 – 1904) zu Dr. Joseph Schwoerer. Das Literarische Museum Badenweiler „Tschechow-Salon“ am Anton-Tschechow-Platz dokumentiert sein Leben und Werk. Der Spaziergang verbindet darüber hinaus die drei verschiedenen Hotels seines Aufenthalts mit den entsprechenden Texten.
Bei der Betrachtung der „Legende von den drei Lebenden mit den drei Toten“ im Chorraum der Pauluskirche hilft die literarische Tradition der Texte in den Schriftbändern zu einem vertieften Verstehen.
Tami Oelfken (1888 – 1957), Reformpädagogin und Schriftstellerin, erzählt
in „Fahrt durch das Chaos“ von ihren Erlebnissen mit Badenweiler Schulkindern und deren Oberlehrer im Oktober 1941. Im Krieg hat sich die Atmosphäre im Badeort beängstigend verändert!
Je nach Datum und Anlass ändern sich Wege und Schwerpunkte, wobei auch Wünsche der Teilnehmenden berücksichtigt werden!
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