Tschechow nannte sein Stück „Komödie“, doch in ihr erschießt sich der Protagonist am Ende, also ein Genre-Missverständnis? Es wurde das „Markenzeichen“ Tschechows: der Zusammenprall von Alltagsrealität und Illusionen stößt alle Personen vom hohen Ross des Wunschdenkens, Lachen und Leiden jagen sich, ständig reden die Menschen
aneinander vorbei, komische Szenen sind unausweichlich.
Tschechow beherrscht die Kunst, Langeweile
spannend zu machen. „Die Komödie hat jetzt alle Tragödie
aufgeschluckt“, formulierte ein Kritiker (H. J. Gerigk).
Die „Möwe“ in der Inszenierung des Moskauer Künstlertheaters
durch Konstantin Stanislawski bedeutete 1898
den Durchbruch Tschechows zu dramatischem Weltruhm.
Das Niederrheintheater bringt mit großzügiger Unterstützung
des Landes Nordrhein-Westfalen Tschechows Geniestreich
neu auf die Bühne und hat es zu dessen Ehren
seinem Sterbeort Badenweiler zur Premiere angeboten.
Eine großartige Geste!